Erinnerungskultur und Erinnerungspolitik (Sek. II)

Darstellung auf einem Gedenkstein in der Nähe von Windhoek, der an  Vernichtung der Herero und Nama erinnert. (aus: https://www.tagesschau.de/multimedia/bilder/namibia-kolonialzeit-101.html)

"So viel Geschichte wie heute war nie" hat schon vor über 20 Jahren der Geschichtsdidaktiker Klaus Bergmann festgestellt. Geschichte begegnet uns nicht nur Schulen und Museen, sondern in vielen Filmen, im Internet, in Computerspielen, in Apps und überall im öffentlichen Raum, in Gedenkstätten oder bei Denkmälern.

Vieles davon ist ungeordnet und folgt unterschiedlichen Trends und Moden oder einfach der Magie der runden Zahl (z. B. 100 Jahre nach einem Ereignis). Anderes, wie z. B. Gedenkstätten, Straßennamen oder Denkmäler dienen der Sinnstiftung für die Gesellschaft, sie sind Bestandteile der Erinnerungskultur. Denn keine soziale Gruppierung ist denkbar, ohne eine Form der  Erinnerungskultur.

 

 

 

 

 

 

Wie öffentlich z. B. an den Holocaust im Dritten Reich oder an die Wiedervereinigung 1989/90 erinnert wird, prägt entscheidend unsere Gesellschaft. Daher sagt die Art und Weise, wie an den Krieg und Völkermord in der deutschen Kolonie Südwestafrika erinnert wird, viel über unsere Gesellschaft aus.

Neben der Erinnerungskultur gibt es auch Erinnerungspolitik, die "top down", also von Regierungsseite, die Erinnerungskultur zu steuern versucht. Die Frage in unserem Kontext  lautet also hierzu:  was unternehmen Bundesregierung und andere öffentliche Träger, um das Erinnern an Krieg und Völkermord in Deutsch Südwestafrika wach zu halten?

In einer lebendigen Demokratie können einzelne oder Initiativen auf die Erinnerungspolitik Einfluss nehmen; indem sie dabei öffentliche Diskurse anstoßen und mitprägen,  verändern sie langfristig auch -  "bottum up"  - die Erinnerungskultur.

 

Der oben abgebildete Gedenkstein, der in allen Modulen als Motto für die Einführung diente, und seine Geschichte sind im Übrigen wichtige Elemente der Erinnerungspolitik Namibias.

1. Einführung in das Modul: thematische Einführung